Beim Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln und zweier
Nachbarhäuser sind möglicherweise drei Menschen verschüttet worden. Sechs
der zunächst neun als vermisst gemeldeten Menschen hätten sich mittlerweile
gemeldet, teilte ein Sprecher der Feuerwehr am Abend mit. Das Unglück steht
nach ersten Erkenntnissen offenbar in Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau in
der Kölner Südstadt.Bild vergrößernDie Suche nach den drei Vermissten
dauere an, sagte der Feuerwehrsprecher. Offen war zunächst noch, ob auch
schweres Gerät zum Einsatz kommen soll, oder ob dies wegen der
Einsturzgefahr benachbarter Gebäude zu gefährlich ist. Sicherheitshalber
wurde ein Altenheim geräumt. Zuvor waren bereits andere Gebäude im Umkreis
von 150 Metern von der Unglückstelle evakuiert worden.Unter der
Unglückstelle befand sich nach Angaben der Stadtverwaltung ein Hohlraum mit
einem Gleiswechselbauwerk, das für die U-Bahn erstellt wurde. Um dort ein
Absacken des Erdbodens zu verhindern, sollten große Mengen Beton in den
Hohlraum gefüllt werden. Parallel dazu versuchten die Rettungskräfte, über
ein Schulgelände an die Rückseite der Unglücksstelle zu gelangen. Nach
Angaben der Feuerwehr schlugen Rettungshunde an der Unglücksstelle an.Die
Rettungskräfte vermuteten, dass sich sowohl die meisten Bewohner der beiden
angrenzenden Wohnhäuser als auch die Mitarbeiter des Archivs in Sicherheit
bringen konnten. Dasselbe gelte für Arbeiter, die unmittelbar vor dem
Einsturzort an der Kölner Severinstraße an einer U-Bahn-Baustelle
Auskleidearbeiten ausgeführt hätten. Auch zwei auf dem Archivgebäude mit
Dacharbeiten beschäftigte Handwerker hätten das Haus vor dem Einsturz
rechtzeitig verlassen. Archivmitarbeiter hätten kurz zuvor Geräusche gehört
und daraufhin die Anwesenden warnen können.Zur genauen Ursache des Unglücks
gab es zunächst noch keine abgesicherten Hinweise. Nach bisherigem
Kenntnisstand führte ein Erdrutsch in dem Gleiswechselbauwerk unterhalb des
Archivs zum Einsturz des Gebäudes. Oberbürgermeister Fritz Schramma brach
seinen Urlaub ab, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen.Der
langjährige Abteilungsleiter des Archivs, Eberhard Illner, erhob schwere
Vorwürfe gegen die Behörden. Der Einsturz sei eine vorhersehbare
Katastrophe gewesen, sagte er im Deutschlandradio Kultur. Zuletzt habe es
in der vergangenen Woche Hinweise auf erhebliche Senkungsrisse gegeben,
deren Eingang ihm die Stadt Köln offiziell bestätigt habe. Nach Angaben von
Gutachtern dürften früher festgestellte Risse am Gebäude nicht für das
Unglück verantwortlich sein.Das Volumen des Schadens sei erheblich größer
als beim Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar, sagte Illner. In dem
Archiv lagerten unter anderem auch die Nachlässe bedeutender
Persönlichkeiten wie des Komponisten Jacques Offenbach oder des
Literatur-Nobelpreisträgers Heinrich Böll.
Tuesday, March 3, 2009
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